Der designierte Bauort des archäologischen Besucherzentrums am Petriplatz ist ein Ort der Geschichte Berlins. Es treten hier bauliche Zeitzeugnisse der unterschiedlichsten historischen Epochen zu Tage wie an kaum einer anderen Stelle in der Stadt. Bodendenkmäler aus der Zeit der Gründung Cöllns und Berlins gehen hier mit Bauwerken des späten 19. Jahrhunderts und der markanten sozialistischen Stadtplanung eine räumliche Beziehung ein. Die seit den 1990er Jahren hier entstandenen Gebäude spannen den Bogen zur Gegenwart und so findet sich dieser historisch bedeutende Teil der Stadt noch immer in stetem Wandel wieder. Gestalterisches Ziel des Entwurfes ist eine zukunftsweisende Rückbringung städtebaulicher Qualität und vereinender Identität. Das bauliche Konzept des Gebäudes fußt auf der Übernahme historischer städtebaulicher Grundformen und der Neuinterpretation umgebender Einflüsse. Als ein scharf geschnittenes Volumen sitzt das Bauwerk über den mittelalterlichen Befunden. Mit schützender Geste legt sich seine Hülle gezielt über die historische Basis und lässt so ein einheitliches Ganzes entstehen. Die Befunde werden dabei auf besonders schonende und stimmungsvolle Weise inszeniert. Lichtschlitze an den Nord-Ost Fassaden tauchen den Raum in sanftes Licht und schaffen eine mystische Atmosphäre. Das Besucherzentrum bringt die Anforderungen zweier sehr unterschiedlicher Typologien in einem Bauwerk zusammen. Die Funktionalität eines nutzerorientierten Institutsgebäudes wird vereint mit den räumlichen Ansprüchen musealer Ausstellungsarchitektur. Um die Vermählung dieser Formen gelingen zu lassen organisieren sich die Räume entlang des größten gemeinsamen Nenners: dem Weg durch das Gebäude. Die archäologischen Funde durchlaufen das Besucherzentrum entlang eines pragmatischen Pfades. Von der Anlieferung, über die Restauration und die Katalogisierung bis hin zur Ausstellung. Der Besucher begleitet diesen Weg und erfährt dabei die unterschiedlichen Stationen archäologischen Arbeitens, von der Grabungsstätte bis ins Museum. Parallel zur Gertraudenstraße öffnet sich der Baukörper zum Fußgängerraum über eine breite aber flach geöffnete Arkade. Tritt man in unter die Arkade, eröffnet sich dem Besucher erst die volle Raumwirkung des Eingangs. Hier schneiden drei große Tonnengewölbe von innen nach außen und leiten so den Blick auf die Grabungsebene und den Eingangsbereich. Von diesem Foyer aus kann die Grabungsebene kostenfrei betreten, Tickets und Bücher gekauft und die Garderobe erreicht werden. Der hintere Teil des Foyers ist als verbindender Luftraum ausgebildet, der über alle Ebenen verläuft und erste visuelle Bezüge zum Thema Archäologie setzt. Ein Glasfenster im Boden des Raums macht es möglich, einen Blick auf das freigelegte Bollensteinpflaster zu werfen. Ein großformatig verglaster Durchgang verbindet das Foyer mit dem Grabungsfeld und über mehrere Ebenen verteilen sich Vitrinenfenster, in denen archäologische Ausstellungsstücke präsentiert werden können. Über eine kurze Treppe gelangt man von hier in die im Hochparterre gelegene Cafeteria, die über einen verglasten Innenhof belichtet wird. Hier können sich Besuchergruppen sammeln und den Rundgang durchs Gebäude beginnen. Eine weitere kurze Treppe leitet in den Bereich Ausstellung/Anlieferung, wo sich der Weg der Besucher mit dem Weg der Grabungsfunde verzahnt.
Anerkennung
Entwurf: Peter Kulka
Mitarbeiter: Christian Bruhn, Pit Dörrwächter, Timo Heinzmann, Steffen Kirchberger, Jan Kranenburg
Visualisierung: PONNIE Images