Schlussstein für den Postplatz - Klassische Elemente aus dem Bau europäischer Palazzi übersetzt in die Moderne
Ein Haus für Kreative, Start-Ups, frei aufteilbar, umweltbewusst und zeitgemäß
Das im Rahmen der stadträumlichen Aufweitung freigestellte Schauspielhaus mit seinem wuchtigen Bühnenhaus steht, entsprechend seiner kulturellen Bedeutung, heute unmittelbar am Postplatz. Die Seitenfront zum Postplatz ist zurzeit nicht genügend auf die freie Stellung vorbereitet. Unser Entwurf unternimmt den Versuch, als „Drittes im Bunde“ dieses Manko zu beheben. Dem städtebaulichen Konzept Schürmanns folgend gliedert das Zwinger-Forum den Postplatz in zwei Bereiche. Während der Straßenverkehr über die Hertha-Lindner-Straße und die Freiberger Straße geleitet wird, bleibt die Schweriner Straße wichtige fußläufige Verbindung in die Wilsdruffer Vorstadt - zum Kulturkraftwerk und zur Musikhochschule hin.
Der entstandene Platz im Platz bildet das Gelenk für den Promenadenring. Diese gewachsene Struktur erfordert hier eine kraftvolle Aussage für diesen Schlussstein im Ensemble. Das trapezförmige Grundstück selbst liefert die Idee - es wächst ein skulpturaler Baukörper mit dreifach gegliederter, gestufter Fassade heraus, am Postplatz deutlicher auskragend als an den Seiten - ein Spiel von Licht und Schatten.
Aufgrund von Modellversuchen ist diese Auskragung von ursprünglich 1.35 auf 0.75 m zurückgenommen und somit verfeinert worden. An den Längsseiten und an der Rückfront ist die Auskragung jeweils 25 cm. Im unteren Teil des 3-stufigen Gebäudes wurde eine weitere Differenzierung der Fassade durch eine leichte Zurücknahme der zweigeschossigen Fensterfront vorgenommen. Diese entwickelt sich von dem zentralen Eingang in der Mitte bis hin zu den beiden Eingängen in der Schweriner und in der Theaterstraße. Sie gibt damit in Analogie eine weitere Variation zu den Betonungen der Erdgeschosszonen der Nachbarbebauungen.
Die Fenster fügen sich in das System ein. Im Regelfall sind die Fenster 2.70 m hoch und asymmetrisch geteilt. Der schmale Teil ist ein geschlossenes Lüftungselement mit feststehender Brüstung und das eigentliche Belichtungsfenster mit 1.10 m Breite ist bodentief und vollflächig verglast. Die überhöhten Fenster im Erdgeschoss und im obersten Geschoss reagieren auf die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten.
Insgesamt verfeinert sich die Platzfassade durch ein weiteres Gestaltungselement - die runden Fenster im oberen Drittel. Sie betonen sowohl im Inneren die einmaligen Räumlichkeiten im obersten Geschoss als auch im Äußeren den oberen Abschluss. Ein Eindruck, der im Zusammenhang mit der Schwingung der Fassade bei eleganten barocken Gebäuden zu finden ist - ein Gruß an den unmittelbaren Nachbarn Schauspielhaus und an die anderen barocken und neobarocken Gebäude Dresdens.
Die konkav gewölbte Platzfassade verbindet die Bestandsbauten mit eleganter, einladender Geste. Die Seiten- und Rückfassaden orientieren sich eher zurückhaltend an der feineren Profilierung des Bürgeramtes. Die konvexen, konkaven und geradlinigen Außenfassaden sind bewusst in einem sehr hellen glatten Naturstein (heller Sandstein, weißgrauer Kalkstein oder alternativ ein natursteinfarben eingefärbtem Kunststein) denkbar.
Der obere Gebäudeabschluss ist als fünfte Fassade zu sehen, die zum großen Teil mit einer Begrünung, die über die Attika hinausschaut, vor allem vom Postplatz aus erlebbar ist, bepflanzt und von einer integrierten Regenwasserrückhaltung gespeist. Es ist die Absicht, die notwendige außenliegende Technik vollständig in der Dachebene bündig zu integrieren. Aus städtebaulich-architektonischen Gründen ist bewusst auf ein aufgestocktes zusätzliches Technikgeschoss verzichtet worden.
In der Achse des Haupteinganges führt eine Durchwegung über eine offene Rotunde - im Gegensatz zum steinernen Äußeren mit Efeu und weißblühender Akebie bewachsen - von Wasserfontänen im Sommer angenehm gekühlt. Es ist ein nicht-öffentlicher begrünter Raum mit 23 m Durchmesser, der sowohl der Belichtung als auch der Erbauung dient. Je nach Tages- und Jahreszeit kann der Innenhof über den Haupteingang oder über das Tor an der Rückfassade geöffnet oder geschlossen sein.
Der Grundriss mit seinen drei zentralen Treppenhäusern und Kernen bietet den Zuschnitt der einzelnen Einheiten für eine möglichst flexible Nutzung - optimiert und anpassbar, sowohl in der Ausgestaltung der Grundrisse als auch durch unterschiedliche Raumhöhen. Es sind Einheiten in der Größe von 220 m² bis 2.700 m² realisierbar.
Bedingt durch die veränderten Bedürfnisse der Menschen ist heute Flexibilität das Stichwort der Zukunft - vom klassischen Zellenbüro bis hin zum Großraumbüro mit großzügigen Kommunikationsbereichen. Nach Pandemie und Abtauchen ins Home-Office erleben wir, dass die Anforderungen an die Arbeitswelt in fast allen Bereichen neu definiert werden. Mehr und mehr stehen Flexibilität und Kommunikation im Fokus. Nicht alle Grundstückszuschnitte und Gebäude bieten für diese neuen Anforderungen wie dieses Grundstück am Postplatz. Es ist kompakt, zentral in der Stadt gelegen, verkehrstechnisch bestens angebunden und bietet für die neuen Anforderungen einmalige Bedingungen - auch in Bezug auf die Ökologie und die Verlängerung der Haltbarkeit.
Das oberste Geschoss und das Erdgeschoss bieten höhere Räume als die übrigen Geschosse. Das Konzept berücksichtigt, dass sämtliche Nutzungsbereiche unter Berücksichtigung der erforderlichen Raumhöhen nach Arbeitsstättenverordnung (über 100 m² = 3.00 m lichte Höhe, ab 2.000 m² = 3.25 m lichte Höhe) ausgebildet werden können.
Vom oberen Geschoss aus bietet sich ein einmaliger Ausblick über den Postplatz hinweg auf die Dresdner Altstadt und ihre Türme. Besondere Nutzungen, wie zum Beispiel ein Tagungszentrum, welches sowohl intern nutzbar als auch für externe Veranstaltungen buchbar wäre, sind denkbar - eine exklusive Adresse im Zentrum der Stadt.
Um die notwendige Anzahl an PKW-Stellplätzen realisieren zu können, muss die Tiefgarage zweigeschossig sein. Die Einfahrt erfolgt von der Theaterstraße und beinhaltet einen zusätzlichen und baulich getrennten Abgang für Fußgänger und Fahrräder, die unterhalb der Rotunde spiralförmig aufgestellt werden - ein Novum und positiv in Anbetracht auf die bauliche Auslastung des Grundstückes.
Als Schlussstein des Ensembles wird das Gebäude den Platz vollenden - mit vielfältigen Möglichkeiten für lebendige Bürokonzepte. Ein Haus, das in die Stadt passt, sich anpassen und verändern kann und Räume für Zukunftsperspektiven schafft.
BGF Gesamt: 21.870 m²
Bauherr: CCD Projektentwicklung GmbH & Co. KG | Herr Dr. Droß
Entwurf: Peter Kulka
Gesamtkoordination: Katrin Leers-Kulka
Mitarbeiter: Yuwei Liu, Elisa Ludwig, Frank Peters, Erik Witopil
Modell: Holzwerkstatt Frank Dietze